Ein Sonntag, Sonnenschein, 27°C, leichter Wind, am Ufer die übliche kölner Grill-Gemeinde.

Auf dem Wasser nähert sich ein 7er-Kanadier. Drei Erwachsene und jede Menge Kinder unterschiedlichen Alters. Es ist Hochwasser und die Kinder ackern ordentlich, um ihr schweres Gefährt die Strömung hinauf zu bewegen. Sie schlagen sich tapfer, lernen, einen gleichen Rhythmus anzunehmen und die Freude ist groß, als der Kahn tatsächlich Fahrt aufnimmt. Es ist ihr erstes Mal im Boot. Dort, wo sie herkommen paddelt man nicht. In Syrien.

Die Eltern warten am Ufer mit uns anderen von der KSG. In den Gesichtern gemischte Gefühle: Erregung, Freude, Skepsis und Ausgelassenheit.

Als die Kinder mit euphorischem Gejohle wieder anlanden, sind die Eltern dran. Insgesamt vier Touren fahren wir, jeder möchte nochmal mit auf dieses fremde Gewässer.

Dann den Kanadier mit vereinten Kräften wieder auf den Hänger, Kinder alle rein, deutsche und syrische, und zurück über die Schütte-Allee ans Bootshaus geschoben. Großes Hallo!

Dort warten weitere von uns mit der offenen Kletterwand und Kaffee und Kuchen. Wer will, geht klettern. Anna kommt mit dem Sichern fast nicht nach, so groß ist der Andrang.

Kinder toben sich auf dem Gelände aus, von irgendwo kommt zur rechten Zeit ein Fußball her. Die anderen sitzen in der Sonne und unterhalten sich. Auf englisch, auf (erstaunlich gutem) deutsch, mit Händen, Füßen und Blicken.

Man kann förmlich spüren, wie sich die Gehirne aller in die Breite entspannen. Es tut gut, zusammen zu sein. An einem Ort, der etwas anderes ist, als die Flüchtlingsunterkunft an der Siegburger Straße. An etwas anderes denken, als an den Verlust und die Fremde.
Das zu erfahren, was man sowieso schon wußte: Daß wir alle ganz normale Menschen sind. Daß Kinder alle irgendwie gleich sind – und damit in gleicher Weise vertraut.

Viel länger als geplant sitzen wir zusammen, bis es Zeit zum Aufbruch wird. Die Kinder müssen ins Bett – ihre und unsere auch.

Zu dem sehr herzlichen Abschied bekommen wir versprochen: Beim nächsten Mal bringen sie das Essen mit. Auf jeden Fall!

Beim Winken denke ich an Joana, die im Kanadier hinter mir saß, einen Riesenspaß hatte, mich dann sehr ernst ansah und sagte:”Ich habe ein neues Hobby!”.

Möge es so sein – sie wird uns dazu brauchen!

Johanna