Mittwoch 19 Uhr: acht Paddelwillige haben sich zu Wolfgangs Paddeltreff eingefunden. Freudiges Wiedersehen hier, Kennenlernen dort, emsiges Gewusel in der Bootshalle – „Wann hast denn du das letzte Mal gepaddelt? Wie war euer Urlaub? Gibt’s noch eine von den neuen Spritzdecken? Da ist ja noch Wasser im Boot vom letzten Mal…“. Vor allem die Frage: sollen wir die Boote an den Rhein tragen oder den Wagen nehmen, löst eine kleine Diskussion aus. Wolfgang ist fein raus, er hat seinem Boot Räder untergeschnallt. Erinnert irgendwie an einen Kinderwagen… Spätestens auf dem Rückweg sind wir um eine Erfahrung reicher und uns alle einig: besser gut gefahren als schlecht getragen!
Paddeln ist „Wasser“-Sport
Als wir dann glücklich im Boot sitzen, fängt es an zu regnen! Das ist entgegen jeder Wettervorhersage, überhaupt überflüssig und ziemlich gemein. Wenigstens ist es ein warmer Regen, die Sonne scheint uns noch auf den Rücken – und schließlich machen wir ja Wassersport. So paddeln wir dahin, jede und jeder im eigenen Tempo. Wolfgang achtet darauf, dass niemand zu weit zurück bleibt und gibt zwischendurch eine kleine Unterrichtseinheit zum Thema „Umfahren der Kribben“. Insgesamt paddeln wir 3,5 Kilometer rheinaufwärts, gegenüber sehen wir das Bootshaus „ Alte Liebe“, die ‚Skyline’ von Rodenkirchen (…und Wolfgangs neuen Arbeitsplatz ;-)). Die Strömung ist nicht sehr stark, es geht kein Wind, so kommen wir gut voran. Unter der Brücke machen wir eine kleine Pause vom Regen.
Ohne Regen kein Regenbogen
Und jetzt müsste eigentlich eine Fanfare ertönen: als wir nämlich den Schutz der Brücke verlassen, sehen wir voraus einen geradezu filmreifen Regenbogen: einmal komplett über den Rhein gespannt, tief leuchtend und scheinbar so nah, dass man meint, hindurch fahren zu können. In unserem Rücken das gleißende Licht der untergehenden Sonne, umgeben von Wolkengebilden, die aussehen wie Wattebäusche XXL. Auf dem Wasser spiegeln sich Flecken blauen Himmels. Ein ergreifendes Naturschauspiel, das ohne Regen nicht zu haben gewesen wäre. Am liebsten würden wir uns jetzt pausenlos um die eigene Achse drehen, um vom Regenbogen – der sich mittlerweile verdoppelt hat – und dem Sonnenuntergang keine einzige Sekunde zu verpassen.
Majestätischer Rhein
„Für alle, die einmal in der Woche sich abends noch entspannen und dabei gleichzeitig ihre Kondition verbessern wollen“, schreibt Wolfgang nüchtern-sachlich in der Ankündigung für seinen Paddeltreff. Doch eigentlich ist er ein Romantiker, der allen zeigen möchte, wie schön der Rhein vom Paddelboot aus ist. Und Recht hat er! Wanderfahrten auf Sieg, Ruhr, Agger und Erft machen glücklich und müssen unbedingt sein: Natur pur – Eisvögel, Reiher, Grün so weit das Auge reicht – im Wechsel mit kleinen sportlichen Herausforderungen, Kenterungen inclusive. Der Rhein ist anders: Schiffsverkehr, lärmende Sportboote und Wassermopeds, Angelschnüre und ‚Rückwärtspaddler’, auf die man achten muss. Aber im Sonnenuntergang auf den Dom zuzufahren, den leisen Stolz zu spüren, dass man sich im kleinen Paddelboot auf diesem breiten Strom mit treiben lassen kann, das ist wirklich besonders. Wer möchte da noch ‚zo Fooß noh Kölle jonn?‘
Gabi Schaaf